Über den Dächern von München

Luise Kinseher und Thomas Linsmeyer

mit Luise Kinseher und Thomas Linsmayer

Unterwegs mit Luise Kinseher. Thomas Linsmayer, Hausherr des Deutschen Theaters, zeigt der Kabarettistin, Schauspielerin und „Mama Bavaria“ sein Refugium. Inklusive Dachterrasse mit Blick über die ganze Stadt. Ein Rooftop, das kaum einer betreten darf. Geheimtipp! „Wenn ich gewusst hätte, wo wir hier rumklettern, hätte ich mir Schuhe ohne Absätze angezogen“, scherzt Luise Kinseher und hält sich am Arm von Thomas Linsmayer fest. Die beiden kennen sich: „Schon länger, sogar mehr privat als beruflich, wir bewegen uns im gleichen Freundeskreis, unternehmen auch Kulturreisen zusammen.“ Ein heiteres Gespräch mit einem Gentleman, der über einer der größten Indoor-Bühnen Süddeutschlands herrscht und einer der besten bayerischen Komikerinnen schlechthin.

Servus, Frau Kinseher, mit Ihrem aktuellen Programm „Wände Streichen. Segel Setzen“ touren Sie bis zum Frühjahr 2025 noch durch ganz Deutschland. Worum geht es?

Luise Kinseher: Darum, nicht stehen zu bleiben, immer wieder den Zeitgeist zu finden und aufzugreifen, das fordert mich heraus, hält mich neugierig, auch nach 30 Jahren noch!

Thomas Linsmayer: Luise ist eine grandiose Künstlerin und Kabarettistin, sehr vielseitig, sie kann so wunderbar hintersinnig sein. Auf der Bühne gibt sie souverän die „Mama Bavaria“ – und privat ist sie eine unprätentiöse, liebe Freundin!

Seit 2009 bringt man Ihren Namen unweigerlich mit Ihrer Rolle als „Mama Bavaria“ am Nockherberg in Verbindung – Sie hielten als erste Frau überhaupt die Salvatorrede.

Luise Kinseher: Der Nockherberg war mein Karriereanschub, für mich ist es ein Kompliment, dass ich mit der „Mama“ immer noch identifiziert werde, ich habe darüber ja auch ein Kabarett-Programm gemacht. Das Image werde ich nicht mehr los, es gibt Schlimmeres. Lacht. Vor zwei Jahren war mein Gesicht zum ersten Mal auf der Kino-Leinwand in „Weißbier im Blut“ zu sehen.

Jetzt mal zum Deutschen Theater. Im Februar 2022 sind Sie als Intendant eingesprungen, inzwischen haben Sie einen 5-Jahres-Vertrag in der Tasche, haben dafür Ihre ursprüngliche Kultur-, Anwalts- und Dozententätigkeiten ziemlich reduziert. Was sind die weiteren Pläne?

Thomas Linsmayer: Ich liebe „mein“ Theater und gestalte beständig das Programm, setze dabei auf Diversität, Musical-Klassiker neben vielen neuen, spannenden Produktionen. Im Herbst gab es „Die Wüstenblume“ und nun „Ku’Damm 56“, nächstes Jahr ein neues Tanztheater mit „Great Gatsby“ und „Frida Kahlo“, erstmals die „Zauberflöte“ als Musical und Ralph Siegels „Ein bisschen Frieden – Summer of Live“… Und ich will noch mehr große Bälle veranstalten: Früher haben hier Alain Delon, Romy Schneider und Mario Adorf getanzt. München als Ball-Hochburg lebt weiter! Mein besonderes Steckenpferd aber ist der Silbersaal. Für diesen Schmuckkasten haben wir ein eigenes Programm erarbeitet mit der Welt-Musik-Serie, Salon-Soirees, Kammer-
oper, Singer-Song-Writern und der Tango- und Swing-Szene.

Also Broadway-Charakter an der Isar, wie schön! Was ist Ihr Rezept im Umgang mit Mitarbeitern?

Thomas Linsmayer: Kommunikation, den knapp 50 Mitarbeitern Raum zu geben und trotzdem in einem Boot zu sitzen! Beruflich steuere ich ein Schiff – privat rudere ich auch  leidenschaftlich gern im Team.

Über was können Sie eigentlich lachen, Frau Kinseher?

Luise Kinseher: Über meinen Dackel Gustl, er hat unfassbar viel Humor. Er führt uns an der Nase herum und denkt, man merkt es nicht, das ist ur-komisch. Wenn man, so wie ich, Humor fabriziert, verkopft man leicht, das spontane Albernsein darf man aber keinesfalls verlieren!

Daniela Schwan