Die Corona-Pandemie dominiert seit fast zwei Jahren viele Lebensbereiche. Leider hat sie auch dramatische Auswirkungen auf das Vorsorgeverhalten von Frauen: Im Jahr 2020 wurden 9% weniger Mammographien durchgeführt. Das entspricht laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten des RKI einem Rückgang von rund 260.000 Untersuchungen. Dadurch blieben tausende Krebsfälle im Jahr 2020 unentdeckt, die Anzahl der Erstdiagnosen eines Mammakarzinoms gingen 2020 deutlich zurück. Auch das Pandemiejahr 2021 lässt diesbezüglich nichts Gutes vermuten. „Das ist umso dramatischer, da eine verspätete Diagnose und Therapie die Heilungschancen bei Brustkrebs verringern können“, so Christina Kempkes, Mitbegründerin von Pink Ribbon Deutschland.
In der Regel liegt die Überlebensrate bei Brustkrebs bezogen auf 10 Jahre bei 82%. Mit Therapiebeginn in einem frühen Stadium sind die Heilungschancen sehr gut. Um so wichtiger ist die Aufklärungsarbeit, die die gemeinnützige Kampagne Pink Ribbon Deutschland seit über 10 Jahren leistet. „Mit der kostenlosen breastcare App beschreiten wir seit dem Frühjahr einen ganz neuen Weg, um möglichst viele Frauen in Deutschland zu erreichen und für mehr Brustkrebs-Früherkennung zu sorgen“, stellt Sonja Prinz, verantwortlich für die breastcare App bei Pink Ribbon Deutschland, fest. Dank der Unterstützung der Philips Foundation entstand ein niedrigschwelliges Angebot, das für alle Frauen leicht zugänglich ist.
Sie klärt Frauen in bislang sieben Sprachen über die Wichtigkeit der Früherkennung auf und zeigt ihnen was sie ganz konkret selbst tun können. „Wir möchten Frauen ermutigen, ihre Vorsorge auch in die eigene Hand zu nehmen und ein neues Bewusstsein für ihre Brust zu erlangen“, sagt Christina Kempkes. „Dafür stellen wir ihnen alle wichtigen Informationen in ihrer Muttersprache zur Verfügung: Wie taste ich meine Brust selbst richtig ab? Wann ist der richtige Zeitpunkt hierfür? An wen wende ich mich, falls etwas anders ist als sonst?“
Die App erinnert Frauen mit Hilfe eines Zykluskalenders an die Selbstabtastung und erklärt Schritt für Schritt wie es geht. „Die Selbstabtastung kann die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt nicht ersetzen“, erklärt Sonja Prinz. „Die Maßnahmen ergänzen sich vielmehr. Denn durch gerätemedizinische Untersuchungen wie beispielsweise per Ultraschall oder die Mammographie, die Frauen ab dem 50. Lebensjahr alle zwei Jahre in Anspruch nehmen sollten, können Tumore entdeckt werden, die noch nicht tastbar sind.“ Auch hierüber klärt die breastcare App auf und verlinkt auf zertifizierte Brustzentren und Krankenhäuser. Zudem benennt die App zahlreiche Hilfsangebote und Anlaufstellen für Betroffene und deren Familien.
Das Ziel von Pink Ribbon Deutschland ist es, Frauen in ihrer Muttersprache zu erreichen. Bislang gibt es das Angebot auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Türkisch, Farsi und Arabisch. Krebs macht Angst – und das Auseinandersetzen mit einer potentiell tödlichen Krankheit fällt vielen Frauen schwer. Fehlende Informationen in der Muttersprache können dann eine zusätzliche Hürde sein. Zwar ist der Zugang zu Früherkennungs-untersuchungen für alle Frauen in Deutschland gleich, doch die Information hierzu ist nicht gleich verteilt. Und auch am Bewusstsein für die Thematik fehlt es oft. Das Wissen über Risikofaktoren, Handlungsmöglichkeiten und Vorsorgeangebote sind gerade bei Brustkrebs ein wichtiger Aspekt. „Seit dem Launch der App im März haben wir unglaublich positiven Zuspruch aus ganz unterschiedlichen Bereichen erhalten: von betroffenen Frauen, von ÄrztInnen, Krankenkassen oder Migrationsbeauftragten. Sie alle haben uns darin bestärkt, wie wichtig dieses mehrsprachige Angebot ist“, freut sich Christina Kempkes.
„Frauen brauchen alle den gleichen Zugang zu verständlich aufbereiteten, wissenschaftsbasierten Informationen“, so Sonja Prinz. Hinzu kommt: Frauen, die noch nicht lange in Deutschland leben, wissen häufig nicht, welche gesetzlichen Vorsorgeangebote ihnen zustehen. Und Moderatorin und Schauspielerin Annabelle Mandeng sieht die leichte Verfügbarkeit der App als wichtigen Vorteil: „Ich finde es super, dass es ein Tool gibt, das es einfach macht! Ich glaube es geht immer wieder darum, Hemmschwellen zu senken und Menschen Zugang zu Dingen zu gewähren, die ihr Leben leichter machen.“
Und noch ein Punkt liegt den Verantwortlichen bei Pink Ribbon Deutschland sehr am Herzen: Das mittlere Erkrankungsalter für Frauen liegt bei 64 Jahren – doch auch deutlich jüngere Frauen sind vor einer Brustkrebserkrankung nicht gefeit. Zwar sind weniger als 5% aller Fälle Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Aber im Falle einer Erkrankung wird der Brustkrebs häufig erst in einem späteren Stadium diagnostiziert.
Um junge Frauen mit der Aufklärungsarbeit zu erreichen, setzt Pink Ribbon Deutschland auf die Zusammenarbeit mit Multiplikatoren und Vorbildern im Social Media Bereich. Diana zur Löwen (26) ist eine von ihnen. Die Unternehmerin und Influencerin hat auf Instagram fast 1 Millionen Follower – und beschäftigt sich nicht nur mit Themen wie Beauty und Mode. „Auch wenn man sich darüber bewusst ist, dass Vorsorge wichtig ist, vergisst man das Selbstabtasten im Alltag leider allzuoft. Durch den individuellen Zykluskalender mit Abtasterinnerung in der breastcare App ist man allerdings auf der sicheren Seite, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen und wahrzunehmen“, bekräftigt Diana zur Löwen.
Das Projekt ist langfristig angelegt und frei von Werbung. Die Daten der Nutzerinnen werden nicht abgefragt, lediglich der Startzeitpunkt des Zyklus muss für die Erinnerung in die App eingetragen werden.
Christina Kempkes, Sonja Prinz und das gesamte Team bei Pink Ribbon Deutschland arbeiten kontinuierlich daran, weitere Inhalte rund um eine gesunde Lebensweise zu entwickeln und zusätzliche Sprachen für die breastcare App zu installieren.