DJ Anusch

Wir haben DJ Anusch im Szene-Italiener Il Mulino zum Lunch getroffen.

„All you need is love“ war das erste Musikstück seines Lebens, an das er sich erinnert. Heute kann er auf 20 erfolgreiche Jahre als DJ, viele davon als Hochzeits-DJ zurückblicken. 

Spielt der Song „All you need is Love“ heute noch eine Rolle in Deinem Leben?

Ja. Das Stück läuft wahnsinnig oft in Standesämtern, zur Trauung und es lief sogar auf meiner eigenen Hochzeit auf dem Standesamt.

Wie kam es dazu, dass Du Deine musikalische Leidenschaft zum Beruf gemacht hast? Was war der Auslöser?

Musik hat mich schon früh interessiert. Schon als Neunjähriger war ich Fan unterschiedlichster Bands. Angefangen bei den Beatles, über die Stones, bis hin zu ABBA. Ich habe früh angefangen Musik zu lieben und dementsprechend viele Platten zu sammeln. Mit 18 Jahren hatte ich bereits so um die 2000 Scheiben. Mit meinem Wissen und dieser großen Leidenschaft für Musik begann ich dann in Clubs aufzulegen. Dadurch kam ich mit Virgin Records in Kontakt. Der Rest ist Geschichte, heißt es ja so schön. Ich bekam dort einen Job und habe über zehn Jahre für Virgin gearbeitet. Musik war und ist immer schon mein Leben. 

Wie kamst du von Deiner Festanstellung in der Musikindustrie dazu Hochzeits- und Event DJ zu werden?

Das DJ-Thema begleitet mich seit ich volljährig bin. Selbst als ich bei Virgin war, habe ich mehrmals die Woche in Clubs aufgelegt. So um 2002 kamen dann die ersten Hochzeitsanfragen von Gästen, die mich auf den verschiedensten Gelegenheiten gehört hatten. Und so rutschte ich, wie die Jungfrau zum Kinde in die Hochzeitsschiene. Auf einer der ersten Hochzeiten war zufällig die Hochzeitsplanerin von „La Villa“ und „Bamberger Haus“ als Gast. Sie war so begeistert, dass sie mich fragte, ob ich nicht dort als DJ auflegen könnte. Das tat ich und so wurde ich als Hochzeits-DJ immer bekannter.

Ist es schwierig, wenn jedes Wochenende was los ist?

Jeder Job hat seine Vor- und Nachteile. In den vielen Jahren als DJ habe ich den Rhythmus verinnerlicht. Ich nutze in der Hochsaison die Tage und Abende unter der Woche für meine Familie und Freunde. Außerdem ist für mich der Montag, was für andere der Sonntag ist. Da lasse ich es ganz gemütlich angehen.

Was muss man beachten, wenn man einen guten DJ für seine Hochzeit sucht und wie weit im Voraus bist du ausgebucht?

Es kommt sehr darauf an, wann der Termin für die Hochzeit ist. Da im Sommer die meisten Hochzeiten stattfinden, ist auch der Sommer bei mir voll. Man sollte also nicht nur die Location, sondern auch gleich den DJ buchen. Freitags- oder Winterhochzeiten sind nicht so verplant. Selbst die Samstage im Juni und Juli 2020 sind bei mir jetzt schon weg.

Wow!

Auf jeden Fall! Der Trend geht mehr und mehr in die Richtung, dass das Brautpaar sehr genau und schon zwei Jahre zuvor weiß, auf welcher Location und mit welchem DJ sie heiraten wollen. Die Leute haben immer größere Ansprüche und Erwartungen. Das kommt mir sehr zu Gute, weil diese Paare eine gewisse Qualität erkennen und sich optimal von mir betreut fühlen.

Wie stimmst Du die Musikwünsche mit dem Brautpaar ab?

In den meisten Anfragen, die mich per Email erreichen, wissen die Paare schon sehr genau, in welcher Location, mit wie vielen Gästen die Zeremonie und Party stattfinden werden und für welchen Zeitraum sie mich buchen wollen. Natürlich treffe ich im Vorfeld das Paar um die Eckdaten zu besprechen. Ich benötige alle technischen Details, welches Equipment wir benötigen, welchen Ablauf die Hochzeit hat. Erst dann geht es ausführlich um die Musik. 

Und kurz vor dem großen Tag?

Ein bis zwei Wochen vor dem Termin schickt mir das Paar eine Nachricht in der enthalten sein muss: der Eröffnungstanz und der finale Song, weil ich möchte, dass die Hochzeit auch grandios endet. Acht von zehn Paaren haben da eine genaue Vorstellung. Als Letztes benötige ich noch die persönliche Top 25. Mit diesen Infos und unserem persönlichen Treffen kann ich die Hochzeit musikalisch optimal vorbereiten. Für alle anderen halte ich auf meiner Website Playlisten mit Beispielen bereit und berate die Brautpaare natürlich auch zu allen Themen rund um die Musik.

Wie schaffst Du es verschiedenen Musikwünschen generationsübergreifend gerecht zu werden?

Bei jeder Hochzeit hast Du alle Generationen, die Du auf die Tanzfläche locken willst. Aber durch meinen großen Erfahrungsschatz klappt das immer sehr gut. Ich kenne die Songs, wo auch der letzte Gast nicht mehr stillsitzt.  

Zum Beispiel?

Die 50er und 60er Jahre kommen immer ganz gut. Sachen wie Ray Charles mit „Hit the road Jack“, oder die Supremes mit „You Can’t Hurry Love“ oder alle Songs von Elvis. Eine Hochzeit hat einfach ihre ganz eigene Tanzdynamik.

Welche Locations sind Dir am liebsten? 

Die Location spielt eine sehr wichtige Rolle für eine gelungene Hochzeit. Grundsätzlich haben wir das große Glück, dass in und um München sehr schöne Veranstaltungsräume zur Verfügung stehen. Das Wichtigste ist, dass nicht um ein Uhr Schluss sein muss. Es ist schwer, eine Stimmung aufzubauen, wenn man nicht bis nach ein Uhr laute Musik spielen darf. Außerdem sollte man die Möglichkeit haben draußen und drin feiern zu können. Prinzipiell sollte das Paar vermeiden, die Hochzeitsgesellschaft zwölf Stunden in nur einem Raum zu lassen.

Sind dir Tänzer einer Hochzeit in Erinnerung geblieben?

Ja! Die Hälfte der Gäste hatte sich umgezogen und kam als Village People verkleidet auf die Tanzfläche. Diese Gruppe hat für das Brautpaar eine aufwendige Performance aufgeführt. Und ab dem Zeitpunkt hatten wir sieben Stunden eine volle Tanzfläche. Die Krönung war dann als die Gäste die beiden Bräute – es war meine erste gleichgeschlechtliche Hochzeit mit zwei Damen – wie beim Stagediving auf Konzerten, buchstäblich auf Händen trugen und in die Höhe warfen. Unvergesslich!

Ist schon einmal eine Hochzeit ausgefallen? Wenn ja, warum?

Ausgefallen ist bei mir noch keine. Irgendwie ziehen sie es dann doch immer durch. Aber das Unglücklichste, was ich je erlebt habe, war eine richtig aufwendig geplante Hochzeit mit 120 Gästen auf einem Schloss. Das selbstorganisierte Catering verzögerte sich bis 23 Uhr. Endlich gegen Mitternacht konnte ich mit dem Eröffnungstanz beginnen, fünf Lieder später war die Tanzfläche voll. Da fiel einer Tante ein, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt auf das Umständlichste ihre geplante Luftballonaktion auf dem stockdunklen Parkplatz steigen zu lassen. Die Hälfte der Gäste verabschiedete sich nach dieser Unterbrechung. Richtige Stimmung kam danach leider nicht mehr zustande. Das ist wie beim Kindergeburtstag. Wenn die Party läuft, laufen lassen und nicht mehr dazwischenfunken.

Was war das weiteste Ziel, an dem du bisher aufgelegt hast?

Venedig! Der Logistik-Aufwand war der Wahnsinn. Das war etwas kompliziert, weil mein Equipment mehrfach um und sogar auf ein Boot verladen werden musste. Viele Münchner heiraten nun einmal sehr gerne am Gardasee, oder in Österreich. Aber auch Berlin und Hamburg waren schon dabei.

Was sind Deine Top 3 um die Leute auf die Tanzfläche zu bekommen? 

1. Robin Thicke „Blurred lines“

2. Bruno Mars „Uptown Funk“

3. Macklemore „Cant hold us“

Mit welchem Song wurde die Tanzfläche auf Deiner eigenen Hochzeit eröffnet?

Der erste Song nach dem Eröffnungstanz war „Pata pata“ von Miriam Makeba. An den letzten Song erinnere ich mich leider nicht mehr.

Welche Punkte möchtest du dem Brautpaar ans Herz legen?

Das Wichtigste ist vor dem Eröffnungstanz sämtliche Programmpunkte und Reden abzuhaken. Sonst wird die aufgebaute Stimmung immer wieder unterbrochen.

Bei der DJ Suche unbedingt auf die Referenzen achten. Was bringt er an Erfahrung mit, wo hat er bisher aufgelegt. Da gibt es wirklich große Unterschiede. An der Referenzliste erkennt man schnell, hat der DJ in Top-Locations oder eher in kleinen Landgasthöfen aufgelegt. Klar das Internet ist geduldig, aber anhand von Bildern, Aufmachung und Musikbeispielen kann man schnell erkennen in welche Richtung das geht. Beim Essen erwarte ich ja auch, dass ein Profikoch am Start ist. Und das Paar muss Prioritäten setzen. Will es für die Dekoration mehr investieren, als für gute Musik und Stimmung? Man darf nicht vergessen, ab einer bestimmten Uhrzeit spielt die Musik die erste Geige. Nach zehn Jahren wird keiner sagen, die Hochzeit war super, weil die Deko so zauberhaft war, sondern, weil die Party bis zum Morgengrauen der Knaller war. 

Foto: Sigi Jantz