Als in den USA ausgebildeter Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation ist er schon in den siebziger Jahren mit der amerikanischen Triggermedizin in Berührung gekommen. Was damals noch als Erfahrungsmedizin galt, hat sich inzwischen zu einer wissenschaftlichen Disziplin entwickelt, zu der Prof. Bauermeister einen erheblichen Beitrag leistet. Als er 1988 in sein Heimatland Deutschland zurückkehrte, litt er da unter, dass seiner Arbeit – anders als in den USA – wenig Begeisterung entgegengebracht wurde. Vor 27 Jahren aber traf er seine Ehefrau, Almuth, mit der er glücklich verheiratet ist und zwei Kinder hat. Das bewog ihn, in Deutschland zu bleiben, da sie ihn tatkräftig als Heilpraktikerin auf seinem einsamen Weg als Pionier unterstützte.
Inzwischen ist seine Tochter Katharina Bauermeister auch Ärztin und beteiligt sich mit Enthusiasmus an seinen Forschungen. Er inspirierte sie im Rahmen ihre Doktorarbeit eine Studie mit jugendlichen Fußballspielern des FC Bayern München zu machen. Gegenstand ihrer Arbeit ist die Früherkennung von Problemen in den Muskeln und Faszien mittels der Ultraschall-Elastografie. Es ist eine Methode, die es erlaubt, Triggerpunkte in den Muskeln und Faszien bildlich darzustellen. Und das, bevor es zu Problemen wie Schmerzen durch Überlastung oder Muskelfaserrissen kommt, die bei Fußballern extrem häufig auftreten. Ziel dieser und weiterer Folgeuntersuchungen ist es, frühzeitig sich anbahnende Probleme zu erkennen und zu behandeln, bevor der Verletzungsfall eintritt. Triggerpunkte sind aber nicht nur ein sportspezifisches Problem, sondern sie sind die häufigste Ursache von Schmerzen des Bewegungsapparates der gesamten Menschheit. Würde man mit der Kernspintomografie Triggerpunkte erkennen, wären sie im Bewusstsein der Ärzte. Jedoch sind sie für die Kernspintomografie unsichtbar und können nur mit der Ultraschall-Elastografie bildlich dargestellt werden.
In der Wissenschaft ist diese Methode schon längst angekommen und ständig steigt die Zahl der Veröffentlichungen zu diesem Thema. Was einzigartig an der Vorgehensweise von Professor Bauermeister ist, sind die Schlüsse, die er aus der Ultraschall-Elastografie zieht. Er sucht sich, indem er den ganzen Körper abscannt, die Triggerpunkte, die am größten und am härtesten sind, um diese dann gezielt zu therapieren. Jeder Schmerz kann von mehreren Triggerpunkten gleichzeitig herrühren, die über den ganzen Körper verteilt und nicht dort sind, wo man den Schmerz fühlt. So ist eine Säule seiner Therapie die Ganzkörper-Alkalisierung. Warum, erklärt er so: „Triggerpunkte treten durch Überlastungen auf, wodurch die Schmerzfühler in den Faszien und Muskeln gereizt werden und Entzündungssubstanzen im Gewebe freisetzen. Der Säure-pH-Wert ist in diesen Regionen extrem erniedrigt und trägt entscheidend zu dem Schmerzgeschehen bei. Hebt man den pH-Wert, so werden die Schmerzen geringer und das Gewebe wird geschmeidiger.“
Die zweite Säule ist die Behandlung der größten und härtesten Triggerpunkte selbst. Während er diese früher manuell mit hohem Kraftaufwand behandelten musste, setzt er seit 1980 fokussierte Stoßwellen ein, was die Behandlungserfolge enorm gesteigert hat. Er wäre nicht er selbst, wenn er nicht inzwischen weitere Behandlungsmethoden entwickelt hätte. So setzt er seit zwei Jahren die repetitive periphere Magnetstimulation ein, die anders als die Stoßwellen völlig schmerzfrei die Triggerpunkte beseitigt. Die dritte Säule seiner Therapie ist die Kombination mit Akupunktur. Er fand in einer Studie an 240 Patienten heraus, dass die Kombinationstherapie die Gesamtzahl der Behandlungen deutlich reduzieren kann, auch wenn Akupunktur zuvor als alleinige Therapie erfolglos war.
Zu hoffen ist, dass Prof. Bauermeister noch lange aktiv als Forscher, Hochschullehrer und Leiter des Schmerzinstitutes München tätig sein kann, bevor er diese Aufgaben seiner Tochter Katharina überträgt.